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Vorschläge zur Entschleunigung des Lebens

 
16. April 2009
Vorschläge zur Entschleunigung des Lebens
Kategorien: Schule | Erziehung
Entschleunigung ist die einzig wirksame Medizin zur Heilung von Überaktivität und Konzentrationsstörungen. Die Maßnahmen wirken jedoch nicht sofort, sie bedürfen der geduldigen Praxis über längere Zeiträume hinweg. Das ist mühevoll, weil die Erwachsenen die eigene Lebensführung in Frage stellen und eventuell ändern müssen. Sie mögen dabei nicht zu streng mit sich selbst sein: auch kleine Erfolge sind Erfolge! Wer große Ziele erreichen will, kann dies immer nur in kleinen Schritten tun. Das gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.

Folgende Vorschläge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

• Lebenstempo verringern
Programme mit eingebauter Zeitersparnis vermeiden. Wir haben kein Zeitkonto, das uns Muße verspricht! Wer Zeit sparen will, hetzt durchs Leben. Mit dem Rad, statt mit dem Auto fahren. Zu Fuß gehen, statt den Aufzug nehmen. Auf eine Ablenkung verzichten und einfach einmal NICHTS tun. Auf zusätzliches Einkommen verzichten, das ohnehin von zusätzlichem unnützen Konsum, Steuern und Inflation weggefressen wird. Nicht alles mitmachen, nicht überall dabeisein wollen. Auf organisierte Freizeitgestaltung verzichten und selbst etwas unternehmen.

• Technische Hilfsmittel einschränken
Weniger telefonieren, dafür mehr direkte Kontakte pflegen. Keine kontinuierliche Berieselung durch Bilder und Töne. Fernsehen, Computer, Internet einschränken. Mit der Hand schreiben statt mit dem Schreibprogramm am Computer. Selbst singen oder basteln statt konsumieren. Frische Lebensmittel einkaufen und (gemeinsam mit den Kindern) zubereiten - und das regelmäßig (keine Zeit haben: Ausflucht). Kinder nicht überall per Elterntaxi hinkutschieren. Elektrische Zahnbürste wegwerfen und manuell putzen. Den Hof kehren statt mit Gebläse reinigen.
(Wem dies sektiererisch vorkommt, versteht nicht, was damit gesagt sein will - niemand kann sich ausklinken, die hier gegebenen Vorschläge sind ein buntes Sammelsurium, das man ergänzen oder verwerfen kann.) Die Eltern handeln so, wie sie es von den Kindern fordern.

• Warten üben
Nicht jede Minute des Tages verplanen. Weder Angst vor Langeweile, noch vor freier Zeit. Alleinsein können. In die Natur gehen und beobachten. Lesen. Dem Quengeln der Kinder nicht aus eigener Bequemlichkeit nachgeben, Vorbild sein.

• Entschleunigung des Lernens
Nicht um jeden Preis Vorgriffe auf abstrakte Wissensgebiete vornehmen. Nicht die Reizschwelle zusätzlich erhöhen durch Erleichterungen in Form von noch mehr Bildern, Abwechslung, Niveausenkung. (Das ist, als ob man einen Alkoholiker mit Alkohol beruhigen würde!) Keine »schnellen« Arbeitsformen, die mit Unruhe und Häppchenlernen einhergehen. Lückentexte nur gelegentlich. Tafeltextanschrieb durch den Lehrer, gemächliches Abschreiben von Ganztexten. Immer in Zusammenhängen arbeiten, Patchwork macht Streß, Streß verhindert Lernen. Lernen braucht Zeit!

• Sorgfältiges Arbeiten üben
Immer nur eine Sache machen, diese aber genau. Stille üben. Schweigen üben. Abzeichnen von Gegenständen, Menschen, Blumen zur Förderung der Sorgfalt. Geduldiges Wiederholen bei Fehlern. Weniger reden, dafür handeln und handeln lassen. Als Erwachsener dieselben Kriterien erfüllen, Kinder lernen am Beispiel!

• Reizüberflutung vermeiden
Konsum von Bildern, Tönen, Eßwaren, Spielzeug, Kleidung usw. einschränken. Dinge des Überflusses besitzen keinen Wert. Selbstbeschränkung üben (Vorbild). Optische Reize verringern, denn was immer und überall zu sehen ist, sieht bald niemand mehr: Klassenzimmer nicht mit Merktafeln und Hinweisschildern tapezieren!

• Strukturen im Tagesablauf
Gemeinsamer Mittagstisch, möglichst auch Abendtisch. Keine Naschereien zwischendurch nach dem Muster »jeder nimmt, wann und was er will, aus dem Kühlschrank«. Kein Essen im Stehen und Gehen (z. B. unterwegs in der Stadt). Feste Bettgehzeiten. Klar geregelter Fernsehkonsum, am besten Verzicht ... Das setzt bei den Eltern große Selbstdisziplin voraus, die man nicht von jedem erwarten kann, ich weiß. Es muß trotzdem gesagt werden, weil die Realität sich nun einmal nicht wegleugnen läßt. Am besten für Kinder ist eine Mutter, die wenigstens dann zu Hause ist, wenn keine Schulstunden stattfinden. Auch dies ist heute schwer durchzusetzen. Aber trotzdem nicht weniger dringlich. Kinder brauchen Sicherheit. Sicherheit heißt: Vorhersehbarkeit. Feste Regeln. Rituale. Auch die Eltern halten sich an die Regeln.

• Nützlich machen lassen
Kinder zur Arbeit im Haushalt heranziehen, Nützliches tun lassen. Lernen ernst nehmen, aber nicht ängstlich und verbissen auf Höchstleitung schielen. Jeder gebe das beste. Vorbild sein.

• Komplexität nur in kleinen Dosen zumuten
Babys und Kleinkinder nicht zu schnell den Reizen der großen Welt aussetzen (Kinderwagen zu der schiebenden Person hin offen). Kinder nicht überall hin mitnehmen, Ruhephasen im gleichbleibenden Rhythmus einhalten. Beim Spielen nicht mit zuviel Neuem überfordern. Allein spielen lassen. Nicht unnötig unterbrechen. Zuviel Spielzeug schadet. Kinder niemals vor dem Fernseher parken! Von Dauerlärm fernhalten. In die Natur gehen. Rücksicht nehmen. Nicht verfrüht abstrakte Erklärungen abgeben. Nicht zum formellen Lernen zwingen. Das Einfache vor dem Komplexen! Praktisches Handeln und Begreifen kommt vor dem abstrakten Verstehen.

Liebe Lehrer, liebe Eltern!
Berichten Sie uns gern über Ihre eigenen Erfahrungen beim Versuch, das Leben zu entschleunigen.


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