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12. September 2013 |
Kategorie: Erziehung |
| Früh krümmt sich, was einmal ein Häkchen werden will. So hießt es früher. Wenn der Nachwuchs das partout nicht einsehen wollte, gab's von den Eltern schon mal eins „hinter die Horchlappen“. Waren das noch Zeiten! Doch meine Erinnerungen an die Schulzeit sind eher durchwachsen. Auch am Ort der Bildung wurde von den Lehrern so manchmal handfest durchgegriffen. An der Grundschule unterrichtet uns ein Lehrer, der durch seine Kriegserlebnisse traumatisiert war. Wenn die Unruhe in der Klasse anzuwachsen drohte, verließ er fluchtartig das Klassenzimmer. Draußen im Flur kämpfte er mit den Tränen und versuchte sich zu beruhigen, indem er tief atmend auf und abging. In einem vertraulichen Gespräch mit meinem Vater bekannte er sich zu seinen Problemen. Er würde erzieherische Konfrontationen mit den Kindern scheuen, weil er fürchtete, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Über einen anderen Lehrer wurde bekannt, dass er mit dem Vorsatz in den Unterricht gegangen sei: „Meine Schüler sollen mehr Angst vor mir haben als ich vor ihnen.“ Heute ist das anders. Da haben die Erwachsenen mehr Angst vor den Kindern als umgekehrt. Wer getraut sich denn noch, den Kindern Grenzen zu setzen? Die Eltern verlassen sich auf die Lehrer, und die Lehrer sind ohne Rückhalt, wenn ihnen die Eltern nicht zuarbeiten. Die Umkehrung der Werte macht alle unglücklich — auch die Kinder. Eine Rührteigmasse, auf das Backblech gegossen, wird während des Backvorgangs niemals von allein die Gestalt eines Kuchens annehmen. Weder die besten Zutaten noch die größte Sorgfalt bei der Zubereitung ändern daran etwas. So lange der Teig flüssig ist, benötigt er eine Form. Nicht viel anders ist es mit dem Menschen. Die Lehre Rousseaus, derzufolge bei Verzicht auf jede Erziehung die besten Eigenschaften im Menschen von selbst entstehen, ist reines Wunschdenken. Die Kultur ist dem Menschen nicht in die Wiege gelegt. Brüllen und strampeln darf nur der Säugling, welcher der Sprache noch nicht mächtig ist. Der heranwachsende Mensch benötigt eine liebevolle und konsequente Führung, damit Charakter, Sozialverhalten und Bildung die gewünschte Form annehmen. Anders geht es nicht. So hat die Schöpfung es nun einmal eingerichtet. Nun wünsche ich allen Freunden unseres Verlags viel Energie, das nötige Augenmaß und eine gute Portion Gelassenheit für dieses Schuljahr 2013/14! | | | Peter Stolz
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