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Was uns die Geschichte des Geldes lehren kann

 
05. Februar 2010
Was uns die Geschichte des Geldes lehren kann
Kategorie: Politik

 

Geldwertpolitik — knapp 100 Jahre zurückgeblickt

Inflationismus ist die Geldwertpolitik, die die Vermehrung der Geldmenge anstrebt.

Der naive Inflationismus fordert Vermehrung der Geldmenge ohne zu ahnen, daß die Vermehrung der Geldmenge die Kaufkraft der Geldeinheit vermindert. Er will mehr Geld sehen, weil Geldfülle in seinen Augen schon Reichtum ist. Fiat money! [Es werde Geld! — also Geldschöpfung aus dem Nichts] Der Staat möge Geld »schaffen«, um die Armen reich zu machen und von der Zinsknechtschaft der Kapitalisten zu befreien. Wie töricht doch, wenn man auf die Möglichkeit, alle reich und damit glücklich zu machen, die dem Staat durch das Recht der Geldschöpfung verliehen wurde, verzichten wollte, weil es den Interessen der Reichen zuwiderläuft! Wie verbrecherisch von den  Nationalökonomen, zu behaupten, es stünde nicht in der Macht des Staates, durch die Notenpresse Reichtum zu schaffen! Ihr wollt Bahnen bauen, Staatsmänner, und klagt über Ebbe in den öffentlichen Kassen? So bettelt doch nicht bei den Kapitalisten um Darlehen und rechnet nicht ängstlich nach, ob eure Bahnen so viel tragen werden, daß ihr die Schuld werdet verzinsen und abtragen können! Helft euch selbst und schaffet Geld!

Andere Inflationisten erkennen sehr wohl, daß die Vermehrung der Geldmenge die Kaufkraft der Geldeinheit herabsetzt. Doch sie streben die Inflation gerade wegen ihrer Wirkung auf den Geldwert an, sie wollen die Geldentwertung, weil sie den Schuldner auf Kosten des Gläubigers begünstigt und weil sie die Ausfuhr fördern und die Einfuhr erschweren wollen; andere wieder empfehlen die Geldentwertung im Hinblick auf die ihr zugeschriebene Wirkung, die Produktion anzuregen und den Unternehmungsgeist zu ermutigen. ...

Wer zweifelt daran, daß die kriegführenden Völker Europas viel schneller kriegsmüde geworden wären, wenn ihnen von ihren Regierungen die Rechnung über die Kriegsauslagen ohne Verzug klar und offen vorgelegt worden wäre? In keinem Lande Europas konnte es die Kriegspartei wagen, den Massen Steuern zur Bestreitung der Kriegskosten in beträchtlichem Umfang aufzuerlegen. Selbst in England, dem klassischen Lande des »Guten Geldes«, wurde die Notenpresse in Bewegung gesetzt. Die Inflation hatte den großen Vorzug, daß sie einen Schein von wirtschaftlichem Wohlergehen und von Reichtumsvermehrung hervorrief, daß sie die Geldrechnung verfälschte und dadurch die Kapitalsaufzehrung verschleierte. Die Inflation ließ die Scheingewinne der Unternehmer und der Kapitalisten aufkommen, die man als Einkommen mit besonders hohen Steuern belegen konnte, ohne daß die Menge — vielfach selbst die Steuerzahler — es merkte, daß hier Kapitalteile fortgesteuert wurden. Die Inflation ermöglichte es, die Volkswut auf die »Kriegsgewinnler, Schieber und Spekulanten« zu lenken. So erwies sie sich als vortreffliches psychologisches Hilfsmittel der auf Zerstörung und Vernichtung gerichteten Kriegspolitik.

Textauszug:
Ludwig Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel;
Zweite Auflage 1924

 



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