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Wettkampf der Worte

 
05. September 2008
Wettkampf der Worte
Kategorie: Besinnliches

Kommunikation in unserem Kulturkreis ist eine Art mündlicher Ringkampf. Der hartnäckigste und schlagfertigste Gesprächsteilnehmer setzt sich durch. Die Qualität der Beiträge ist von untergeordneter Bedeutung. Hauptsache, laut. Manch einer, der inhaltlich Wertvolles beizutragen hätte, kommt erst gar nicht zu Wort. Denn gut Wort braucht Denkpausen. Zuhören tut aber ohnehin kaum jemand.
Dem »Wettkampf der Worte« kann die Schule etwas entgegensetzen. Das aktive Zuhören ist eine Tugend der Bewusstwerdung und Übung. Aktives Zuhören ist mehr als höfliches Schweigen, bis der andere ausgeredet hat. Aktiv zuhören bedeutet, die Gedanken des anderen mitdenken und mitfühlen.
Die eigenen Gedanken werden eingeflochten. Sie dienen nicht der bloßen Selbstdarstellung. Eine Unterhaltung, bei der die Gesprächspartner aufeinander eingehen, wird »langsamer«. Diese Zeit braucht Denk- und Gesprächspausen. Echter Gedankenaustausch entwickelt sich nur unter solchen Spielregeln.
Die Realität zeigt sich anders. Sofort muss hinausschreien, wer etwas sagen will. Er lauert dazu auf eine kurze „Funkstille". Und so funken wir alle wild drauf los, wichtig ist dabei das Funken, nicht das Verstehen. Das ist keine Kommunikation, sondern Palaver. Der sich dabei aufhäufende Wortmüll entlässt den „Gesprächsteilnehmer" nicht selten erschöpft. Er fühlt sich unverstanden und - müßig dies zu erwähnen - ein wenig einsam.

Verena Katerle

 Literaturhinweis: Zuhören lernen



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