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Unsere Nationalhymne - einmal anders

 
31. Januar 2012
Unsere Nationalhymne - einmal anders
Kategorie: Anekdoten
Unsere Nationalhymne

Virtuose Abwandlungen und meisterhafte Variationen eines Themas (Opus 334, Sammelverzeichnis Pfeif-Sto)

Es spielt: die 5 b der Hauptschule H.
Ort der Darbietung: Klassenraum der 5 b, erste Etage Neubau

Unsere Nationalhymne
Unsere Nazinol Lild
Unnsere Deutsche Hünde
Unsere Natzunahlhunnde
Usere Natsonaslhode
Unsere Nationhyinde
Unser Natzjonalhümde
Unsere Natzionalhunde
Unsere Nationalbedienen
Unsehr Nationalelehodinn
Unsäre Nadzunalhymde
Unsarenasalhümme
Unsar Enasalhimmel


Anmerkungen zum Vortrag

Die 11jährigen Knaben und Mädchen zeigten eine eindrucksvolle Leistung, das darf ohne Übertreibung festgestellt werden. Obwohl sie vierzehn Tage lang vor der Aufführung täglich zum Üben einer einzigen schriftlichen Variante angehalten worden waren, sprühten die Darbietungen geradezu vor Originalität. Mit unverdorbener Begeisterung gingen die Jungen und Mädchen ans Werk. Trotz sturen Vorlagendrills wurde ein unübertroffen hohes Maß an künstlerischem Einfallsreichtum und herzerfrischender Originalität erreicht. Wir staunen über den Mut unserer Kinder, die wie keine Generation zuvor bereit ist, die eigene Meinung vom Schreiben standhaft zu verteidigen. Das läßt voller Zuvertrauen in die Zukunft unserer Nation blicken.


 

 



Kommentare zu diesem Beitrag:
von Tilo Eulenspiegel (01. Februar 2012, 12:52):
Hier sieht man mal, welcher Schöpfungsreichtum in unseren Kindern liegt, wenn wir den Mut haben, sie endlich frei gestalten zu lassen und ihre Phantasie nicht länger mit Formalien zu unterdrücken. Eine Darbietung, wie die beschriebene, stellt doch alles in den Schatten, was wir aus den dunklen Zeiten der Reglementierung noch schmerzlich in Erinnerung haben. Wundert es da, wenn die Kinder endlich aufatmen und zu „unverdorbener Begeisterung“ fähig sind?
Ein Wermutstropfen scheint in diesem Zusammenhang allerdings noch der „sture Vorlagendrill“ zu sein. Er zeigt, dass wir uns noch nicht zufrieden geben dürfen mit dem Erreichten und noch nicht am Ende unseres Weges sind in eine absolut fesselfreie bzw. entfesselte Pädagogik, die endlich Ernst macht mit dem, was sie schon längst als zeitgemäß, kindgerecht und sozial ausgewogen erkannt hat.
 
von Stefanie Kaiser (01. Februar 2012, 18:40):
Vor zwei Jahren erklärte uns die Klassenlehrerin unserer Tochter auf einem Elternabend die Vorzüge des sog. Freien Schreibens. Sie klangen ähnlich wie das, was Herr Tilo und „Unsere Nationalhymne – einmal anders“ so herrlich auf die Schippe genommen haben. Wir Eltern wurden eindringlich gebeten, die Kinder auf keinen Fall zu korrigieren, wenn sie Wörter falsch schrieben, weil das die Lust am schriftlichen Sprachgebrauch behindere und natürlich auch die Kreativität.
Die Sache hörte sich sehr einleuchtend an und hätte auch mir eingeleuchtet, wenn meine ältere Tochter nicht schon durch die gleiche Masche dieser Schreiberei erhebliche Rechtschreibprobleme bekommen hätte. Eigene Kreationen ihrer Schreibart von Wörtern hatten sich bei ihr so stark eingeprägt, dass sie trotz späteren Übens der richtigen Rechtschreibung sehr lange erhebliche Unsicherheiten zeigte, die bis heute nicht vollständig ausgeräumt sind.
Nach dem Elternabend sagte ich der Lehrerin darum unter vier Augen, was ich von der Methode hielt und dass sie sich nicht wundern möge, wenn wir gemeinsam mit unserer Tochter zu Hause falsch geschriebene Wörter verbessern würden.
Man kann auch als Eltern einiges gegen falsche Methoden tun, leider aber oftmals erst, wenn man durch Schaden klug geworden ist.
 
von Lehrerfresser (04. Februar 2012, 14:57):
Hallo, Frau Kaiser!
Durch Schaden wird man klug, sagt ein altes Sprichwort. Leider kann man manches nur einmal im Leben falsch machen, und der Schaden lässt sich nicht mehr korrigieren, auch wenn man inzwischen "klug" geworden ist. Das betrifft Eltern, die meist nur ein Kind an der Schule haben.
Bei den Lehrern ist es wohl anders. Ich begreife nicht, weshalb die Lehrer nicht klug werden aus dem Schaden, den sie anrichten. Oder merken die nix? Irgendwie ist es nicht zu fassen, weshalb so ein System wie Lesen durch Schreiben jahrzehntelang praktiziert wird. Und dann wundern sich alle. Das wundert am allermeisten.

Leute, ihr habt doch alle einen Hausverstand, oder? Warum gebraucht ihr den denn nicht? Wer falsch trainiert, kann doch nicht richtig lernen? Ist das so schwer zu begreifen?

Viele Grüße vom Lehrerfresser
 
von Ulli Böhl (05. Februar 2012, 13:51):
Da liegt eben der Hase im Pfeffer, lieber Lehrerfresser: Schon seit Jahrzehnten geben sich falsche Methoden die Klinke in die Hand und nur noch die älteren Lehrer wissen, auf welche Art und Weise sie Schüler vor über 30 Jahren im Lesen, Schreiben und Rechnen sattelfest machten.
Diese wenigen Zeitzeugen können noch warnen und erinnern, ernten in der Regel aber nur ein Abwinken und Belächeln „antiquierter“ Methoden. Der unkritische Fortschrittsglaube unserer Zeit beherrscht auch die Lehrer und Misserfolge werden als solche oft nicht mehr wahrgenommen, weil allmählich die Messlatte fehlt bzw. in Vergessenheit gerät.
Außerdem hat das Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens durch eine immer stärker werdende linksgerichtete Ideologie an Stellenwert verloren. Diese macht den Lehrern ganz wesentlich eine gewünschte Seelen- bzw. Geisteshaltung der Schüler zur Aufgabe und wird unterschwellig als oberstes Lernziel gehandelt. Erst Pisa deckte die langjährige und sträfliche Vernachlässigung der Kulturtechniken auf, was aber die Politiker in besonders auffälligen Bundesländern wie Bremen oder Berlin nur kurzfristig in Erklärungsnot stürzte.
Seitdem stehen neue, aber keineswegs bessere Konzepte und Systeme in immer rascherer Folge auf der Tagesordnung. Sie lassen kaum Zeit zur Prüfung, bevor man sie einführt. Im Moment wird das sog. inklusive Lernen mit Macht vorangetrieben und wer nur ein bisschen nachdenkt, weiß jetzt schon, dass es das Elend nicht bessern, sondern verschlimmern wird.
Warum die Öffentlichkeit kaum wahrnimmt, dass unsere Schulen nicht mehr primär den Schülern dienen, sondern ideologischen und wirtschaftlichen Nutznießern am Rande, bleibt ein Rätsel. Ein ständiges Absinken und Absenken des Leistungsniveaus bei gleichzeitiger Explosion der Arbeitsplätze in und um das System Schule müsste jeden argwöhnisch machen – nicht zuletzt die Medien.
Darum ein herzliches Dankeschön an den Stolz Verlag – insbesondere Frau Pfeiffer, die unermüdlich aufmerksam macht und warnt – sei es mit Aufklärung, deutlicher Kritik oder auch herrlichem Humor. Möge ihre Kraft und Ausdauer dazu noch lange reichen!!
 
von V. Kauzner (06. Februar 2012, 19:49):
Nun gut, die Lehrer sind durch Sie, Herr Böhl, etwas entschuldigt. So ganz aus der Verantwortung entlassen kann man sie aber nicht. Wenn schon junge Eltern, die auch keine Messlatte haben, die Schattenseite einer falschen Methode erkennen, müssten Lehrer dies erst recht können.
In der "Nationalhymne - einmal anders" steckt noch ein Gedanke, den ich aus eigener Beobachtung teile. Kinder sollen immer frei von Vorgaben sein, sie sollen ihren Spaß haben, sich kreativ austoben können usw. Da fragt man sich doch: und von was und wem sollen sie, bitte schön, etwas lernen?
 



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