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Toleranz auf beiden Seiten

 
16. Oktober 2006
Toleranz auf beiden Seiten
Kategorie: Schriftkultur

Dringender Wunsch nach Normalisierung

Unzählige Menschen engagierten sich in den vergangenen Jahren aktiv für den Erhalt der klassischen Rechtschreibung. Man möge diese nicht als »falsch« diskriminieren und neben der neuen Rechtschreibung bestehen lassen. Es droht millionenfacher Verlust von Werken, wie sie in »alter« Rechtschreibung private und öffentliche Bibliotheken füllen. Kulturelle Schätze sind damit für die folgenden Generationen verloren, sofern die klassische Schreibweise in den Schulen auch künftig als »falsch« bezeichnet und als minderwertig ausgesondert wird. Wir schneiden das Band der Geschichte entzwei. Ein Kulturbruch mit unvorhersehbaren Folgen ... und Hort dieser Entwicklung ist ausgerechnet die Schulpädagogik! Ein Volk ohne Vergangenheit hat keine Zukunft. Vergangenheit erschließt sich nur durch Quellenstudium. Denn das Gedächtnis der Menschen ist kurz.

Deshalb hoffen wir auf eine Entspannung zwischen »alt« und »neu« — und das allmähliche Entstehen einer Gelassenheit, die beides nebeneinander tolerieren kann. Das Nebeneinander wird sich ohnehin auf lange Sicht nicht ausschalten lassen, wir haben sie de facto schon. Jedoch sollte die herkömmliche Rechtschreibung nicht als »falsch« gelten. Spricht man privat mit Eltern und Lehrern, so äußern sie ihre Unzufriedenheit mit dem jetzigen Zustand. Wir könnten ihn beenden.

Wir wollen ein Kulturgut, wie es das Buch ist, nicht nach seiner Rechtschreibung, sondern nach seinem Inhalt bewerten. Wer Bücher nur deshalb auf die Müllkippe bringt, weil darin das Bindewort »dass« mit Eszett geschrieben wird, handelt unrecht. Wer von uns allen, die sich der Schriftkultur besonders verbunden fühlen, aber im öffentlichen Schuldienst tätig sind, hat nicht im stillen darüber schon einmal nachgedacht? Alle Lehrerinnen und Lehrer seien ermutigt, sich solchen Gedankengängen aller Realität zum Trotz auch weiterhin zu stellen.

Karin Pfeiffer

 
Anmerkung des Verlegers:
Um etwaige Missverständnisse auszuräumen: Die Schüler-Arbeitsblätter der im Stolz Verlag erschienenen Lernhefte sind seit 1996 der jeweils aktuellen Reformschreibung angepasst. Ausgenommen sind Texte von Autoren, die eine Übertragung Ihrer Texte in die Reformschreibung ausdrücklich untersagt haben. 
 



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