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Schreibenlernen am Computer?

 
21. Dezember 2009
Schreibenlernen am Computer?
Kategorie: Besser lernen

Es ist immer wieder zu hören, der Computer könne die Kinder von der Mühsal des Schreibenlernens befreien. Da ist doch zu fragen, ob es wirklich ein Fortschritt wäre, wenn die Kinder nur noch am Computer schreiben könnten. Angenommen, ein Kind schreibt mit seiner Hilfe das Wort »Haus«. Da sollte ernsthaft überlegt werden, ob diese Tätigkeit überhaupt die Bezeichnung »schreiben« verdient. Das Kind gibt Anweisungen an die Maschine. Es drückt eine Taste und der Kathodenstrahl zeichnet ein »H«. Dann ein »A« und so fort. Die Bewegungen des Kindes, zumal, wenn es mit den Zeigefingern »schreibt«, sind fast identisch. Stärke und Richtung des Drucks, den ein Finger ausübt, ist ohne Einfluss auf das Ergebnis.

Man vergleiche damit das Erlernen des Schreibens. Da wird jeder Buchstabe hervorgebracht. Anfangs sind sie kaum zu erkennen, solche Mühe hat das Kind mit ihnen. Wenn es dann besser und besser geht, hat das Kind wirklich Feinmotorik geübt und riesige Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht.
Das Besondere am Schreiben ist, dass das Kind als ganzes Wesen beteiligt ist. Der Wille führt die Hand über das Papier und überwindet alle Fehlschläge. Die Buchstaben sollen auch schön sein. Das Kind fühlt, ob es gelingt. Das Denken erfasst den Zusammenhang zwischen Buchstabe, Wort und Bedeutung. Dabei ahnt das Kind, dass es eine neue Welt betritt, die Welt der symbolischen Zeichen, die aller Kultur zugrunde liegt.

Sitzt das Kind am Computer, dann muss es das Hervorbringen und Gestalten der Buchstaben der Maschine überlassen. Wollen und Fühlen werden lahmgelegt. Nur das Denken ist nötig, um der Maschine den richtigen Buchstaben zu bezeichnen. Ein Denken, das kein Wille und kein Fühlen begleitet, wird kalt und kraftlos.


Dieser Textabschnitt ist dem folgenden Essay entnommen:
Kind und Computer; Bildschirm und Rechner als Fenster zur Welt?
Autor: Heinz Buddemeier


Seit Jahren weisen wir immer wieder auf die Vorteile hin, die das Schreiben mit der Hand bietet. Wir raten Eltern und Lehrern, nicht zugunsten einer vermeintlichen Einsparung von Zeit auf die Praxis des Schreibens mit der Hand zu verzichten. Das menschliche Lernen entzieht sich ohnehin allen Versuchen der Rationierung und formalistischen Beschleunigung. Nur vordergründig ergibt sich beim Tippen oder Lückenfüllen ein Zeitspareffekt. In lernpsychologischer Hinsicht aber wirkt die Vernachlässigung der Handschrift als Bumerang.

Lesen Sie bitte dazu auch folgende Blogeinträge:
Vom Abschreiben
Weshalb wir die Handschrift pflegen sollten (Teil I)
Weshalb wir die Handschrift pflegen sollten (Teil II)
Computer und Lernen
Vereinfachte Ausgangsschrift



Kommentare zu diesem Beitrag:
von julia (03. Mai 2011, 17:45):
Ich finde es auch nicht gerade sinnvoll die Kinder an dem PC schreiben zu lassen. Doch wen interessiert das? Es wird in Zukunft immer mehr Schule geben bei denen die Kinder das Schreiben am PC erlernen müssen, auch wenn es total unsinnig ist! Da sieht man mal... wie dumm wir Menschen doch sind!
 



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