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Das Unsichtbare

 
12. November 2011
Das Unsichtbare
Kategorie: Besinnliches

Das Unsichtbare

Fundament und tragende Elemente eines Bauwerks liegen meist verborgen im Inneren. Das Wesen der Dinge ist unsichtbar. Und weil dies so ist, verfallen die Menschen der irrigen Meinung, Wände, Decken und Dach seien aus sich selbst heraus stabil.

Die Menschen lieben Veränderung. Deshalb beginnen sie, die Räume, die sie bewohnen, zu verändern. Sie beachten nicht, dass Fundament und tragende Elemente unangetastet bleiben müssen, weil sie sich deren Funktion für die gesamte Konstruktion nicht bewusst sind. Sobald erste Schäden im Mauerwerk sichtbar werden, sind sie überrascht und überlegen, weshalb das passieren konnte. Jetzt erst ahnen sie die Zusammenhänge; manchmal ist es zu spät, und das Gebäude fällt in sich zusammen. Meist aber können die Schäden repariert werden.

Diese Fehlentscheidungen wiederholen sich regelmäßig in der Geschichte des Menschen. Unser Verstand lässt sich lenken von vordergründigem Sehen. Und immer wieder müssen wir am eigenen Leib die schmerzvolle Erfahrung machen, dass wir nicht einfach alle Hindernisse entfernen dürfen, die uns unsinnigerweise im Wege liegend erscheinen. Wer nicht hören will, muss fühlen!, so sagt ein altes Sprichwort.

Alle sichtbaren und unsichtbaren Dinge dieser Erde sind nach einem uns unbekannten Schöpfungsplan geschaffen. Niemand darf sich ungestraft einbilden, diesen Plan willkürlich ändern oder gar verbessern zu können.

Kape

 
 

 



Kommentare zu diesem Beitrag:
von Joachim K. (13. November 2011, 11:06):
Dass bei Veränderungen das Fundament und tragende Teile unangetastet bleiben müssen, ist sicher richtig. Wenn der Bau- Schöpfungsplan uns Menschen aber verborgen ist, wie können wir dann wissen, was wir nicht verändern dürfen?
Lohnt es sich dann überhaupt, dieser Frage nachzugehen und müssen Katastrophen auf Grund unseres begrenzten Horizonts nicht zwangsläufig eintreten, ohne dass wir es vermeiden können?
Der Text ist einleuchtend, gibt aber auch Rätsel auf wie ein Warnschild, das nicht sagen will, wovor es warnt.


 
von Karin Pfeiffer (13. November 2011, 17:51):
Wenn Sie an den schulpolitischen Bereich denken, werden Ihnen sicherlich auf Anhieb mehrere Beispiele einfallen, wo „Reformen“ sich als schädlich für die pädagogische Praxis erwiesen haben. Vorschnell werden da neue Wege beschritten, werden Traditionen als „überkommen“ bezeichnet. Überstürzte Maßnahmen sind stets mit einem unkalkulierbaren Risiko verbunden, weil der Erfahrungs- und Wissenshorizont des Menschen notwendigerweise beschränkt ist, wie Sie, Joachim K., oben ganz richtig festgestellt haben.

Es entspricht dem Wesen des Menschen, daß er ständig neue Wege sucht. Neugierverhalten und Spieltrieb sind der Motor der Zivilisation. Doch auch die Überlegung, das Zaudern, das Bedenken gehören dazu! Gerade die Angst vor dem Unbekannten ist ein wertvoller Schutz vor Katastrophen, die der Mensch auslösen kann – zum Beispiel, wenn er sich anmaßt, über die Gewalten des Kosmos und der Elemente befehlen zu können! Denken Sie an Goethes Zauberlehrling.
Die große Gefahr besteht heute darin, daß aufgrund unserer technischen Möglichkeiten und der bestehenden Machtstrukturen irgendwelche undurchdachten Reformen sogleich ohne Probephase radikal und in großem Stile durchgesetzt werden. Es sind dann nicht nur einige wenige Personen oder Institutionen betroffen, sondern unter Umständen Millionen von Menschen in vielen Ländern – denken Sie an das Experiment „Europa“ und „Euro“.
Die mittels politischer Macht erzwungenen Veränderungen bergen große Risiken, deren Folgen oftmals erst Jahre oder Jahrzehnte später deutlich werden. Was die Schule betrifft, so werden unter Umständen ganze Schülergenerationen unfreiwillig das Opfer von pädagogischen Experimenten, die man hätte verhindern können, wäre man mit mehr Bedachtsamkeit ans Werk gegangen. Nicht jede traditionelle Methode ist schon deshalb schlecht, weil sie „alt“ ist. Und nicht jede Handlungsweise ist allein schon deshalb gut, weil sie „neu“ ist. Das müssen wir erst wieder lernen.

Mit dem Text „Das Unsichtbare“ will ich eine Warnung aussprechen, verknüpft mit der Ermahung, erprobte Verhaltensweisen und Verfahren in der Pädagogik nicht vorschnell aufzugeben zugunsten unausgegorener Ideen. Meist haben wir es mit praxisfernen Hirngespinsten zu tun, die aus wirtschaftlichem Kalkül mit Hilfe politischer Steigbügelhalter erzwungen werden. Neues muß zuerst in kleinem Rahmen erprobt werden. Erst wenn es sich bewährt, darf man es in großem Stile durchsetzen. Alle Personen, die Kinder betreuen und unterrichten (Eltern, Erzieher, Lehrer), können hier ihren bescheidenen Beitrag zur Erhaltung bewährter Methoden leisten: sie mögen den propagierten Modetorheiten nicht unkritisch hinterherlaufen!

Karin Pfeiffer
 
von Joachim K. (13. November 2011, 20:04):
Vielen Dank für Ihre ausführliche und überzeugende Antwort!
Die "ersten Schäden im Mauerwerk" sind mir als Warnzeichen nachträglich noch durch den Kopf gegangen, besonders auch im Hinblick auf Schule und Schüler.
Hier scheint man zwar auch "überrascht und überlegt, wie das passieren konnte", doch statt Rückbesinnung auf die ehemals tragenden Elemente, setzt man hier unbeirrt auf weiteren Abriss, um den Einsturz noch zu beschleunigen.
Sie schreiben von "wirtschaftlichem Kalkül mit Hilfe politischer Steigbügelhalter". Das klingt einleuchtend, denn auch fahrlässig erzeugte Not braucht viele (bezahlte!) Helfer. Ob die Politik allerdings immer nur Steigbügelhalter bei diesem Spiel ist, sei dahingestellt, denn Steigbügelhalter stehen zu wenig im Rampenlicht und Politiker mögen diese Rolle gar nicht.
Nochmals vielen Dank für Ihre Antwort und für Ihr interessantes Tagebuch, auf das ich erst vor wenigen Tagen aufmerksam gemacht wurde.
 
von Karin Pfeiffer (14. November 2011, 08:29):
Joachim K., hier noch einige weiterführende Gedanken aus einem anderen Blog, die gut zum Thema passen. Der Autor Joel Wade macht sich Gedanken über Dinge, die uns im täglichen Leben so selbstverständlich erscheinen, daß wir vergessen, woher sie kommen und daß sie ebensogut wieder verschwinden können, wenn wir Pflege und Wertschätzung vernachlässigen:

„Aber wenn wir vergessen, dass all diese Dinge menschliche Erfindungen sind, die aufgrund von Leistungen echter Menschen von uns tagtäglich gewohnheitsmäßig benutzt werden, dann laufen wir Gefahr zu glauben, dass es diese Dinge schon immer gegeben hat …“

Wenn Sie mehr lesen wollen - hier ist der Link:
http://ef-magazin.de/2011/11/13/3266-lebensstandard-wo-kommen-dinge-her


 
von Liane R. (17. November 2011, 15:50):
Ich habe den Link probiert. Bei mir funktioniert er leider nicht.
Mein Fehler oder ein Fehler in der Angabe?
 
von Karin Pfeiffer (18. November 2011, 11:43):
Link ist korrekt. Bei mir funktioniert es.
Probieren Sie es noch einmal! Die ganze Zeile muß kopiert werden.
 
von Liane (18. November 2011, 13:01):
Vielen Dank, Frau Pfeiffer, jetzt hat es geklappt. Der Artikel ist wirklich lesenswert.
 

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