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15. Februar 2012 |
Kategorien: Erziehung | Besinnliches |
X für U – von der Verführbarkeit Unmündiger
Wenn ich heute vor Erstklässlern an die Tafel schreibe: 7 + 2 = 10, dann werden es die meisten Schüler in ihre Hefte schreiben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sie werden schlicht nicht darüber nachdenken. Ein paar wenige aber werden irritiert schauen, und dann schnellen Finger in die Höhe. Gewiss wird eines von diesen Kindern mich auf den Fehler aufmerksam machen. Nehmen wir an, ich erkläre jetzt mich ruhiger Selbstsicherheit und mit Nachdruck, dass eine Rechenreform stattgefunden habe, und man nunmehr anders schreibt, als man rechnet. Der Trick sei, sich bei jeder Rechenaufgabe die Zahl 1 hinzuzudenken. Unsere Rechnung ginge dann so: 7 + 2 (+ 1) = 10. Das wird genügen. Alle werden sie sieben plus zwei gleich zehn in ihre Hefte schreiben. Sie glauben mir, weil ich älter bin, weil ich Lehrerin bin, weil ich es doch wissen muss. Womöglich sind sogar einige der Eltern von der neuen Rechenweise zu überzeugen, obwohl das von der Sache her schon schwieriger ist. Aber dafür gibt es einen Trick, den man sich aus der Politik abschauen kann: Wer gegen die neue Schreibweise protestiert, ist ein Ewiggestriger und wird als Querulant von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Und schon hat man die Vernünftigen auf seine Linie gebracht. Verena Katerle |
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