Wenn wir nicht mehr direkt miteinander kommunizieren ... Keine Frage, die modernen Medien verändern unsere Kommunikationskultur. Niemand könnte jedoch heute schon sagen, mit welchen konkreten Auswirkungen wir es in etlichen Jahren zu tun haben werden. Eins ist klar: das direkte Gespräch zwischen Menschen ist grundsätzlich anders, als wenn ein technisches Mittel dazwischensteht. Denn neben der hörbaren Sprache gibt es auch eine sichtbare: die Körpersprache. Auch das Schweigen gehört zum direkten Gespräch und ist beredt. Anders beim Telefonieren. Schweigt ein Teilnehmer am anderen Ende, dann führt das zur irritierten Frage des anderen: »Hallo, bist du noch dran?« Das Handy trägt auch zur Geschwätzigkeit bei, wie man in der Öffentlichkeit leicht beobachten kann. Keine Banalität, die nicht über den Äther mitgeteilt würde. Der Medienforscher Heinz Buddemeier erklärt*, weshalb sich durch das Telefonieren grundsätzliche Veränderungen des Hörens und Sprechens einstellen. »Beim Telefonieren gewöhnt man sich an ein Sprechen und Hören, dessen Ausrichtung auf den Gesprächspartner zumindest gelockert ist ... weil Mikrofon und Lautsprecher das Geistig-Seelische gar nicht durchlassen. In dem Maße, wie Menschen sich an so etwas gewöhnen, beginnen sie, die Fähigkeiten, die beim Telefonieren nicht in Anspruch genommen werden, zu vernachlässigen. Das hat auch Auswirkungen auf die Qualität des direkten Sprechens und Hörens.« (S. 89) Das Mobiltelefon zerstört außerdem die Ortung — der Sprechende ist überall und nirgends, es unterhalten sich zwei Phantome. Außerdem trägt das Handy »auch zu der Neigung bei, alles möglichst gleichzeitig zu tun und sich auf nichts wirklich zu konzentrieren. Ganz offensichtlich schwächt es auch die Verbindung zu dem Ort, an dem man sich leibhaftig befindet. Wo ist eigentlich jemand, der mit Freunden am Tisch sitzt und dabei mit Hilfe eines Handys telefoniert?« (S. 93) Und dann wäre da noch das Internet und seine zahllosen Möglichkeiten, sich mit anderen Personen auszutauschen ... ein unerschöpfliches Thema. Wenn Jugendliche unkonzentriert sind, nicht zuhören können, zunehmend vergeßlich werden und unzuverlässig sind in ihren Abmachungen, dann könnte dies zum Teil auch durch die neuen Medien verursacht sein. Und wie wirkt sich das auf das schulische Lernen aus? Ich halte es für einen Fehler, auch im Unterricht zunehmend auf die Vermittlung von Lernstoff durch technische Medien zu setzen. Das einzige Medium, von dem ein Kind lernt, ist der kompetente und begeisterungsfähige Lehrer, der sich nicht hinter Geräten oder Papier verbirgt, sondern in direktem gedanklichen Austausch unverstellt für alle Schüler sichtbar ist und zu ihnen spricht ... Einen interessanten Beitrag zum Smartphone habe ich im Lehrerfreund gefunden. Übrigens: Das Handy ist ein nützliches Gerät. Dennoch sollte man es in öffentlichen Räumen nur zögerlich benutzen. Es berührt mich bis heute peinlich, wenn in meiner Anwesenheit Menschen laut sprechen, aber nicht mit mir, sondern mit einem unsichtbaren Dritten. Karin Pfeiffer |