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Was tun bei Legasthenie?

 
30. September 2008
Was tun bei Legasthenie?
Kategorie: Schriftkultur

Orientierungsschwäche als mögliche Ursache

Orientierungsschwäche im Raum, sei es aus Mangel an Bewegung oder durch organisch bedingte Defekte, kann eine der möglichen Ursachen für Lese-Rechtschreibschwäche sein. Wenn heutige Kinder von klein an viel Zeit vor Bildschirmen aller Art verbringen und auch sonst bewegungsarm aufwachsen – in einem Maße wie keine Generation zuvor - kann sich das nötige Körpergefühl nicht einstellen, das zu sicherer Balance und Orientierung im Raum befähigt.

Lernen und Bewegung
Alles Lernen setzt Bewegung voraus. Selbst wenn wir beim Nachdenken still dasitzen, führen kleinste Zellen im Gehirn Microbewegungen aus. Denken und Lernen findet auf einer physikalischen (körperlichen) Ebene statt. Nur in der Bewegung nehmen wir die Welt, und damit uns selbst wahr. Nur in der Bewegung erspüren wir Veränderungen. Nur durch Bewegungen gelingt es, unterschiedliche Sinnesreize zu erkennen und zu vergleichen. Ein Zeitgefühl bildet sich heraus, ohne das räumliche Orientierung nicht möglich ist (vorher, nachher, jetzt). So können wir unsere Position im Raum ausloten und unseren Standort in bezug zur Umwelt bestimmen.

Links und rechts
Kinder, die links und rechts, vorn und hinten, oben und unten nicht sicher unterscheiden können, haben sich selbst und ihre Beziehung zur Welt noch nicht gefunden. Sie wissen nicht, wo sie stehen und sind im wahrsten Sinne des Wortes orientierungslos. Eindimensionale und im wesentlichen das Auge ansprechende Bilder von Fernseher oder Computer sind die denkbar schlechteste Antwort auf grundlegende Erfahrungsdefizite des Räumlichen. Die Bilder vor den Augen bewegen sich, der Körper bleibt passiv. Das Gleichgewichtsorgan hat keine Arbeit. Es entwickelt sich ein punktuelles Bewusstsein, dem die zeitliche und räumliche Beziehung zur Welt fremd ist. Die Realität jedoch lässt sich nur mit zeitlichen und räumlichen Koordinaten bestimmen. Alles Lernen baut darauf auf: das Lesen, Schreiben, Rechnen – das gesamte logische Denken.

Der Orientierungsschwäche vorbeugen

Moderne visuelle Medien wie Fernsehen oder Computer bereichern unser Leben. Wie in der Medizin, kommt es auf die Dosierung an, ob sie uns Nutzen bringen oder Schaden. Im schulischen Unterricht schadet Enthaltsamkeit nicht, im Gegenteil. Die knapp bemessene Zeit am Schulvormittag soll der Einübung grundlegender Kulturtechniken vorbehalten sein, ohne die auch ein sinnvoller Gebrauch der Medien nicht möglich ist. Ein Fehler wäre es, zugunsten des Medienunterrichts den Sport-, Musik- und Kunstunterricht zu kürzen! Die musischen Fächer bieten genau das, was der bewegungsarmen Zeit fehlt: Orientierung, sinnliche Eindrücke, Freude am Tun. Damit können wir bei allen Kindern grundlegende Defizite auffangen. Dass insbesondere die musikalische Erziehung positive Auswirkungen auf Intelligenz und Wohlbefinden haben, ist durch Untersuchungen längst bewiesen.

Fundamente legen
Fehlen die Fundamente beim Hausbau, kann kein stabiles Gebäude errichtet werden. Eine gute Körperschulung ist von außerordentlichem Wert für die Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu lernen. Kinder sollten sich nicht nur im Sport bewegen, sondern auch im Alltag. Lassen wir sie zu Fuß gehen! Schaffen wir Räume, in denen sie sich bewegen und entfalten dürfen! Sie werden es uns durch eine positive Lebenseinstellung, Frohsinn und  Leistungsbereitschaft in den sogenannten »Hauptfächern« danken!

Das Ganze zergliedern
Wer lernt, muss das Komplexe zerlegen. Der Großvater zerlegte als Kind noch klammheimlich die elterliche Küchenuhr (und kriegte sie dann nicht mehr zusammengebaut), kleine Kinder zerlegen fachgerecht so ziemlich alles, was sie in die Hände bekommen, und auch die Wörter wollen vom Lernenden »zerlegt« werden, und zwar in Silben. Klatschen, rhythmisches Sprechen, Schreiben von Silben, Anfertigen von Silbenbögen – all dies trägt dazu bei, Schritt für Schritt das Lesen und Schreiben zu erlernen.

Nicht alles gleichzeitig üben
Noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Hat ein Kind zum Beispiel Schwierigkeiten im Zuordnen von links und rechts, so sollten wir beim Üben immer nur eine Richtung herausgreifen, zum Beispiel rechts. Das gleichzeitige Üben von beidem verwirrt unweigerlich. Zuerst muss eine einzige Seite sicher angelegt sein, ehe wir Unterscheidungsaufgaben stellen. Beginnen wir mit  rechts. Und wenn es Tage oder Wochen dauert: Sobald die rechte Seite fixiert ist, wird es mit einem Mal und ohne Training auch die linke sein! Denn links ist dort, wo NICHT rechts ist.
Komplexe Lernschritte aufzugliedern ist gerade für lese-rechtschreibschwache Kinder ein Muss. Gegenüberstellungen beim Üben (s oder ss, d, t oder dt usw.) schaden mehr, als sie nützen. Sie stiften Verwirrung und legen den Grundstein für Unsicherheit und Unlust. Was aber gerade legasthene Kinder benötigen, sind Ermutigung, aufmunternter Zuspruch und Lob. Lob verdienen sie beim Üben kleiner Schritte. Und viele kleine Schritte führen eher zum Ziel als ein großer Schritt, bei dem man leicht straucheln kann.

Karin Pfeiffer

Literaturhinweis:
Lesetraining für Legastheniker, Stolz Verlag, Best.-Nr. 126
 
 

 


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