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Das Vorbild des Erwachsenen

 
14. Januar 2008
Das Vorbild des Erwachsenen
Kategorie: Erziehung

Eine gute Atmosphäre in einer Gruppe von Kindern entsteht nicht durch Vorgabe und Einhalten von Verhaltensregeln, sondern durch den Einfluß und das Vorbild des Erwachsenen. Allein an dessen Verhalten orientieren sich die Kinder. Dazu möchte ich eine Episode wiedergeben, die sich wirklich so ereignet hat. Beobachtet hat sie eine Ausbilderin für Lehrer.

»Der Vorfall ereignete sich, als sie [die Ausbilderin] der Lehrerin einer zweiten Klasse zusah, die für ihren kreativen Umgang mit den Schülern bekannt war. Ein Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf hatte darum gebeten, zur Toilette gehen zu dürfen. Als er wieder in die Klasse kam, rief er stolz, er habe es dieses Mal ganz alleine geschafft. Es war ihm nicht bewusst, dass er vergessen hatte, seine Hose und Unterhose wieder hochzuziehen. Was sich im folgenden abspielte, war erstaunlich. Anstelle des beschämenden Gelächters, das man in einer solchen Situation erwarten würde, wandten sich die Schüler um und blickten zu ihrer Lehrerin. Diese applaudierte anerkennend, und alle Schüler folgten ihrem Beispiel.

Die Kinder verhielten sich wunderbar zivilisiert und verblüffend freundlich. Die Verletzlichkeit eines anderen zu spüren und sie mit seinem Verhalten zu schützen, erfordert sowohl Reife als auch Können. Die Reife und das Können waren allerdings in der Lehrerin vorhanden, nicht in den Schülern. Was bei ihnen wie soziale Kompetenz aussah, war einfach nur ein Befolgen von Signalen. Die schwierige Situation wurde nicht durch die Beziehung zwischen den Schülern gelöst, sondern durch die Beziehung eines jeden Schülers zu seiner Lehrerin. Unreife Wesen sollten in der Interaktion untereinander nicht auf sich allein gestellt bleiben.«

Stellen wir uns vor, in der Schulklasse wäre bei der Rückkehr des Schülers von der Toilette kein Erwachsener anwesend gewesen ... Wie die Reaktion ausgefallen wäre, das mag sich jeder selbst ausmalen.   Karin Pfeiffer

Gordon Neufeld, Gabor Maté: Unsere Kinder brauchen uns! Die entscheidende Bedeutung der Kind-Eltern-Bindung. Genius Verlag, Bremen 2006 (Seite 256f)
Allen Eltern und Lehrern zur Lektüre dringend empfohlen!
 


Kommentare zu diesem Beitrag:
von Amory (09. Juli 2017, 03:21):
I've been lonokig for a post like this forever (and a day)
 

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