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Notausgang Sprache

 
24. April 2009
Notausgang Sprache
Kategorien: Erziehung | Besinnliches

Aktive Kenntnis der Sprachbegriffe

In unserer Sprachkultur entscheidet nicht die körperliche Gewalt, sondern es regieren die Worte. Am besten behauptet sich, wer möglichst viele Begriffe im aktiven Wortschatz bevorratet. Passives Sprachverständnis ist zwar besser als gar nichts zu verstehen, doch entscheidend ist letztlich, ob im praktischen Leben das jeweils passende Wort zur Verfügung steht. Ein Mensch mit mangelhafter Kenntnis der Wörter und ihrer Bedeutungen wird sich schlecht behaupten können, denn es fehlt ihm die Möglichkeit, seine Wünsche auf die übliche und allgemein anerkannte Weise zu artikulieren.

Was tut Robinson auf der Insel, wenn er einen Wunsch verspürt? Er greift nach dem Objekt seiner Begierde, eignet es sich wortlos an. Er braucht keine Rücksicht auf Mitmenschen zu nehmen.
Wie handelt der Mensch in unserer Gesellschaft, wenn er von einer Begierde getrieben wird? Sofern das Objekt seiner Begierde fremdbesetzt ist, wird er es sich nicht einfach durch einen Griff aneignen können. Er muss, wie es üblich ist, seine Sprechwerkzeuge zu betätigen, um ans Ziel zu kommen. Dazu braucht er die richtigen Worte. Und was ist, wenn ein Mensch sich durch einen Mitmenschen schlecht behandelt fühlt? Auch dann hilft das passende Vokabular weiter. Die Alternative, handgreiflich zu werden, ist in unserer Kultur wenig akzeptabel.

Ein Mensch ohne Worte ist in unserer Kultur verloren. Neben der Möglichkeit, Wünsche durchzusetzen, fehlen dem wortlosen Menschen auch die in sprachliche Begriffe gekleideten Erinnerungen an Vergangenes. Daraus ergibt sich notwendig, dass geplantes Handeln in die Zukunft nicht möglich ist. Zukünftiges kann nur durch Phantasie erschlossen werden. Phantasie benötigt Wörter. Zwar kann die Zukunft auch in Bildern ausgemalt werden, doch damit wird in unserer Schriftkultur niemand bestehen.

Was folgt aus dieser wirren Gedankenhütte? Vor allem das: Eltern und Lehrer müssen wieder mehr mit ihren Kindern sprechen! Kommunikation mit Worten bildet die Eintrittskarte in die Welt der Wortsprache. Diese Feststellung ist alles andere als banal. Eine wachsende Zahl von Kindern ist heute mit Sprachkonserven und unpersönlicher visueller Kommunikation überversorgt. Pictogramme, Zeichnungen, Fotos und Filme überfluten das Gehirn, ohne das Denken zu fordern. Im selben Ausmaß schrumpft die Menge an Zuwendungs- und Handlungskommunikation, wie ich das Sprechen in den täglichen Lebensvollzügen bezeichnen würde. Manchen Kindern fehlen schon heute grundlegende Kenntnisse und Mittel, um an sprachlicher Kommunikation erfolgreich partizipieren zu können.

Verena Katerle

 

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